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Nachhaltig, funktional, langlebig: Welche Stoffe überzeugen in der Berufskleidung wirklich?

Viele Materialien werden gerade kritisch beäugt. Nicht nur im Hinblick auf ihre Performance, sondern auch unter dem Aspekt des Ressourcenverbrauchs bei der Produktion und bei der Eignung für das Recycling. Baumwolle, Polyester, Tencel und Co. – welche Materialien setzten sich hier bei der Berufskleidung künftig durch? Jan Kuntze, Geschäftsführer des regionalen DBL Partners Kuntze & Burgheim Textilpflege GmbH über Funktion, Nachhaltigkeit und Herausforderungen.
Kuntze & Burgheim Textilpflege GmbH.Kuntze & Burgheim Textilpflege GmbH.
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Herr Kuntze, bei Berufskleidung, und damit im DBL Mietservice, kommen sehr häufig Mischgewebe aus Baumwolle und Polyester zum Einsatz. Wo sehen Sie hier die Vorteile und wo die Nachteile?

Die Kombination aus Baumwolle und Polyester hat sich in der Praxis als robust und pflegeleicht bewährt. Keine Fasermischung vereinigt so gut Tragekomfort und Langlebigkeit und ist dabei auch noch preislich so attraktiv. Denn die Baumwolle sorgt für angenehmen Tragekomfort und gute Hautverträglichkeit. Polyester bringt eine hohe Formbeständigkeit, Strapazierfähigkeit und schnelle Trocknungseigenschaften mit. Der Nachteil: Polyester wird fossilen Ursprungsstoffen entnommen und ist nicht biologisch abbaubar. Außerdem ist es nur in sehr geringem Maße im Sinne eines echten Textil-zu-Textil-Recyclings wiederverwendbar.

Gerade bei Fleece- oder Softshelljacken – also beliebten Funktionstextilien auch im Mietservice – ist meist 100 % Polyester im Spiel. Warum macht das Sinn?

Polyester nimmt kaum Feuchtigkeit auf, was Kältebrücken vermeidet. Zudem ist es leicht, elastisch und schnelltrocknend. Bei Softshelljacken etwa sorgt es – kombiniert mit einer Membran – für Winddichtigkeit bei gleichzeitiger Atmungsaktivität. Auch bei Fleece überzeugt es durch seine wärmende Wirkung bei geringem Gewicht. Softshell- und Fleecejacken bieten also einen hohen Tragekomfort und diese Jacken sind daher gemäß dem von Gesundheitsexperten empfohlenen Zwiebelprinzip als zweite Lage über einem T-Shirt oder Hemd gut zu tragen. All diese Eigenschaften lassen sich mit Naturfasern derzeit nicht in gleicher Weise realisieren – zumindest nicht, wenn man den Anspruch auf industrielle Waschbarkeit und Langlebigkeit bedenkt. Fleecejacken sind übrigens ein schönes Beispiel dafür, dass die Artikel aus der Mode in die Berufskleidung einziehen können – meistens ist es ja umgekehrt.

Kommen wir hier zum Thema Recycling. Was tut sich hier gerade – und wo liegen bei Materialien wie Polyester die Herausforderungen?

Bei reinen Materialien, ohne Mischungen, haben wir eine sehr gute Ausgangsbasis für weitere textile Produkte, wobei jedoch mit jedem Recycling die Faserqualität leidet. Denn beim mechanischen Recycling werden die Fasern kürzer, was die Qualität und Lebensdauer des neuen Textils mindert. Polyester als wichtigste Faser auf dem Weltmarkt bietet hier viele Chancen, wenn es denn sortenrein vorliegt. Das ist leider selten der Fall. Der Großteil des sogenannten „recycelten Polyesters“ stammt aus alten PET-Flaschen und nicht aus Altkleidern. Nur ein Bruchteil – unter zwei Prozent – ist echtes Textil-zu-Textil-Recycling. Dennoch: Recyceln ist besser als Wegwerfen! Gut zu wissen: Für die Herstellung von 1 Kilogramm Polyester rechnet man mit 5,5 kg CO2 und einem Wasserverbrauch von 40 bis 60 Liter. Um die gleiche Menge zu Recyclen rechnet man mit 3,5 bis 4 kg CO2 und einem um 90% verringerten Wasserverbrauch. Die Industrie arbeitet noch an weiteren Recyclingmethoden – hier braucht es Innovationen in der Sortierung und Trennung der Materialien.

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Ok. Ein weiteres Material, das im Mietservice häufig genutzt wird, ist Tencel. Wo liegen hier die Vorteile – und was ist zu beachten?

Tencel – also Lyocell – wird aus Zellulose von Holz gewonnen, oft aus nachhaltiger Forstwirtschaft, und ist biologisch abbaubar. Die Herstellung ist vergleichsweise umweltfreundlich. Und es besitzt tolle Eigenschaften. Denn Tencel weist eine hohe Atmungsaktivität auf, ist hautfreundlich, hat eine glatte, angenehme Oberfläche und einen schönen Glanz. Außerdem ist es strapazierfähig und robust. Ich würde mir mehr Tencelprodukte auf dem Markt wünschen.

Gibt es denn aktuell noch ein innovatives Material, das gleichzeitig strapazierfähig, nachhaltig produziert und gut recycelbar ist?

Mir ist keins bekannt. Materialien wie PLA – also Polymilchsäuren – zeigen Potenzial: biologisch abbaubar, mit guten funktionellen Eigenschaften, und deutlich nachhaltiger in der Produktion als Polyester. Sie sind aber noch nicht flächendeckend einsetzbar. Sie sind thermisch empfindlicher und bestimmte Industrieprozesse – etwa beim Trocknen – müssten angepasst werden. Auch ist ihr Tragekomfort eher gering. Zusammenfassend würde ich sagen, dass für fast alle genannten Gewebe ein ganzheitlicher Blick wichtig ist: Von der Faser über die Produktion, Nutzung und Pflege bis hin zur Wiederverwertung. Genau hier liegt eine Stärke des textilen Mietservice, weil wir die Textilien pflegen, instandhalten und damit halten wir sie lange im Einsatz. Langlebigkeit bedeutet Nachhaltigkeit! Und wir können sie später aus dem Kreislauf herausnehmen und sie auch erneut Recyclingprojekten zuführen.

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Herr Kuntze, danke für das Gespräch.

Themen in diesem Artikel
GewebeNachhaltigkeitRecycling

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