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Die Beherbergungsbetriebe sind von der Corona-Krise stark betroffen. Aber Krisensituationen sind immer auch Chancen für einen Neustart. Ein Thema darf dabei nicht fehlen: Sauberkeit und Hygiene. Denn durch die Pandemie haben Gäste ein neues Bewusstsein für Hygiene entwickelt. Für die geplante Wiedereröffnung heißt dies, dass Sicherheit vermittelt werden muss, indem in den Beherbergungsbetrieben Sauberkeit und Hygiene ein besonderes Augenmerk geschenkt und auch entsprechend kommuniziert wird. In der öffentlichen Diskussion stehen vor allem Abstandsregelungen, Mund- und Nasenschutz, regelmäßiges Händewaschen, Desinfizieren und dergleichen im Vordergrund. Allerdings gilt es in den Betrieben, in denen Gäste nächtigen, grundlegendere Maßnahmen zu ergreifen, um Sauberkeit und Hygiene sicherzustellen. „Nicht alle Beherbergungsbetriebe reinigen mit System und damit nach zeitgemäßen Maßstäben. Hier gibt es unserer Erfahrung nach noch Aufholbedarf“, so Stefan Nungesser, Professor und Programmleiter für Hotel Management an der FH Kärnten. Die langjährig erfahrene Beraterin und Trainerin zum Thema Housekeeping, Maria Th. Radinger, unterstreicht dies: „Seit Jahren kämpfen wir für die flächendeckende Einführung von Reinigungs- und Hygienestandards auf der Etage und können dabei schon Fortschritte verzeichnen. Im Lichte der Corona-Krise sollten die Anstrengungen jedoch noch einmal dringend verstärkt und in ein professionelles Reinigungssystem investiert werden.“ Dazu bedarf es sowohl organisatorischer wie personeller Anpassungen, die die Experten und Autoren des Fachbuchs „Erfolgsfaktor Zimmer & Etage“ in folgenden Empfehlungen zusammengefasst haben:
Tipp 1: Führen Sie konsequent in allen Abteilungen ein Reinigungssystem gemäß HACCP-Farbleitsystem ein
Bei einer professionellen Reinigung kommt man an der Farbsystematik nach HACCP (Hazard Analysis and Critical Control Points / Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte), wie sie im Gesundheitssystem oder auch in Küchen schon lange angewendet wird, nicht mehr vorbei. Nur so ist mit Sicherheit saubere und hygienische Arbeit abzuliefern. Toiletten, Waschbecken, Schreibtische oder öffentliche Räume haben die unterschiedlichsten Anforderungen an die Reinigungsart. Nur allzu schnell passieren Fehler, wenn mehrere in ihrer Nutzung verschiedene Räume unmittelbar hintereinander gereinigt werden. Gerade in sensiblen Räumen kann aber aus einer kleinen Unachtsamkeit eine mittlere Katastrophe entstehen, wenn zum Beispiel Keime oder Partikel in Bereiche getragen werden, wo sie nicht hingehören (Zimmer, Bad, Küchen, Servicebereiche, Wellness). Durch Farbzuordnung kann eine Verwechslung weitgehend ausgeschlossen werden.
In Kombination mit einem Top-Down-Wischsystem (vorgetränkte Wischmopps) kann sichergestellt werden, dass pro Raum nur ein eigener Wischmopp verwendet und eine Keimverschleppung ausgeschlossen wird. Der Einsatz von Farbcodes spart Zeit und Nerven, denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen nie wieder überlegen, welcher Mopp für welchen Reinigungsbereich gedacht war. Das erhöht die Sicherheit für Gäste und Personal und macht das Reinigen effizient und kontrollierbar. Der Einsatz von professionellen Trocken-Dampfreinigern ist in diesen Zeiten ebenfalls zu eruieren (Coronaviren werden bei einer Temperatur von 60 Grad abgetötet). Durch die höheren Reinigungstemperaturen und die Einsetzbarkeit auf unterschiedlichsten Flächen, steht ein sicheres und effizientes Gerät zur Verfügung. Mit diesen Empfehlungen stehen den Betrieben adäquate Reinigungssysteme zur Verfügung, die je nach Größe des Hauses mit einer erheblichen Investition verbunden ist, die sich jedoch langfristig lohnen und vor allem Sicherheit bringen.
Tipp 2: Präventive Reinigungs- und Hygienemaßnahmen – Anpassung von Reinigungsplänen für kritische Berührungspunkte und öffentliche Bereiche
Die aktuelle Situation führt uns vor Augen, wie wichtig die regelmäßige Reinigung von kritischen Berührungspunkten/Touchpoints in den Betrieben ist, die es durch eine Begehung zuerst zu identifizieren gilt, um dann eine Anpassung der Reinigungszyklen zu veranlassen. Folgende Empfehlungen für Arbeits- und Gästebereiche gibt es dazu:
- Computer in öffentlichen Bereichen (täglich)
- Smartphones, Telefone und Tablets (täglich)
- Arbeitsoberflächen der MitarbeiterInnen (Küche, Rezeption, Bar etc., mehrmals täglich)
- Lifttüren und Tasten (mehrmals täglich)
- Handläufe (zumindest täglich)
- Lichtschalter (zumindest täglich)
- Fernbedienungen (täglich)
- Tür- und Fenstergriffe (täglich)
- Fitnessgeräte (täglich)
- und weitere je nach Betrieb
Erhöhen Sie außerdem auch die Frequenz der Reinigung der öffentlichen Bereiche wie:
- Eingangsbereich / Lobby
- Restaurant
- Wellness/ Spa
- Öffentliche WC-Anlagen
- Die Anpassung der Reinigungspläne sollte jetzt vorgenommen werden, so dass auch dafür notwendiges Arbeitsmaterial sowie Reinigungs- und Desinfektionsmittel rechtzeitig zur Wiedereröffnung und in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.
Tipp 3: Verstärkte Schulungsmaßnahmen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Viele Reinigungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter sind Quereinsteiger in der Beherbergungsbranche und nicht mit dem HACCP-Farbleitsystem bzw. professionellen Reinigungssystemen vertraut. Daher müssen neue als auch bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den neu eingeführten bzw. angepassten Reinigungsaufgaben durch Schulungen vertraut gemacht werden. Betriebe sollten daher ausreichend Zeit für die Einarbeitung einplanen und zum persönlichen Schutz die erforderliche Arbeitskleidung, Mund-Nasenschutz sowie Einweg-Handschuhe bereitstellen.
Tipp 4: Professionelle Wäschepflege – Wäsche desinfizierend waschen
Betriebe sollten jetzt insbesondere darauf achten, dass die Bett-, Tisch- und Frotteewäsche desinfizierend gewaschen wird. Betriebe, die mit einer externen Wäscherei zusammenarbeiten, sind in der Regel auf der sicheren Seite. Doch auch die Hotelwäscherei sollte mit Flüssigwaschmittel-Dosieranlage ausgestattet sein und darauf achten, dass professionelles Waschen mit einem desinfizierenden Waschprogramm durchgeführt wird. Dieses Vorgehen ist nicht nur für die Wäsche, die für die Gäste gedacht ist, anzuwenden, sondern auch für die Berufskleidung der Angestellten in Küche, Housekeeping, Haustechnik, Spa/ Wellness und Service.
Tipp 5: Kommunikation und Verhaltensmaßnahmen gegenüber Gästen
Der hygienisch achtsame Umgang miteinander oder Handlungsweisen zur Reinigung gehören normalerweise nicht zur Kommunikation im Urlaub. Die aktuelle Corona-Herausforderung zwingt uns allerdings zu neuen Verhaltensweisen im Umgang mit Gästen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Urlaubsalltag. Damit die Urlaubszeit für die Gäste auch die gewünschte Erholung bringt, sollte den Gästen jedenfalls die geltenden Hygienestandards vermittelt werden (Abstand von mindestens einem Meter halten, Mund-Nasenschutz (MNS), Hände-Desinfektion etc.), aber auch die zusätzlichen Maßnahmen des Betriebs verdeutlicht werden. Durch Aushänge, Hinweise am Zimmer, E-Mails vor der Anreise oder sogar Postings auf den Social Media-Kanälen können und sollten die Gäste über die Anstrengungen des Betriebs hinsichtlich der Hygiene informiert werden.
Mag. Maria Th. Radinger, CMC
Guter Stil und Etikette in Tourismus, Hotellerie & Wirtschaft
Unternehmensberaterin & Wirtschaftstrainerin
Hoteltrainings & Housekeeping-Beratung
Italienerstraße 35, 9500 Villach
+43 664 1608641
maria.radinger@guterstil.at
FH Kärnten
FH-Prof. Dipl.-Betrw. (FH) Stefan Nungesser
Programmleitung & Professur für Hotel Management
+43 676 7750176
s.nungesser@fh-kaernten.at